Kurznachricht

Kunst trifft Wissenschaft: Mit dem ODER HIVE bei der Berlin Science Week

Das Projekt ODER HIVE des Künstlerkollektivs FrauVonDa// in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) entwirft eine sinnlich-assoziative Perspektive zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Kunst. Mit einer interaktiven Installation und einer Performance zur Oder war das Projekt am 01. und 02. November sowie am 10. November bei der Berlin Science Week zu Gast. Mit dabei waren auch Wissenschaftler*innen, die im ODER~SO-Projekt forschen.

Besucher*innen im Naturkundemuseum Berlin erkunden die ODER HIVE Installation mit Sounds aus der Oder. © Anne Freitag/Berlin Science Week

Auf dem Campus der Berlin Science Week im Naturkundemuseum Berlin war ODER HIVE am 1. und 2. November mit einem großen, vibrierenden und tönenden Objekt vertreten, das die Besucherinnen und Besucher dazu einlud, die ,Lebendigkeit‘ der Oder zu erspüren. „Mit unserem Objekt möchten wir das Publikum in die Lage versetzen, in die Wahrnehmung nicht-menschlicher Lebensformen einzutauchen, die Perspektive zu wechseln und dadurch mehr Empathie zu entwickeln,“ beschreibt Nicolas Wiese von FrauVonDa//. Forschende des am IGB koordinierten Sonderuntersuchungsprogramms zur Umweltkatastrophe in der Oder (ODER~SO) informierten die Gäste der Ausstellung umfassend über den Fluss und die Ursachen und Folgen des Fischsterbens im Jahr 2022, so dass sinnliche Wahrnehmung auch hier auf Fakten traf.

Die Oder als verbindendes Gewässer

Auch bei ihrer Performance am 10. November im Säälchen am Holzmarkt machten die FrauVonDa-KünstlerInnen Claudia van Hasselt und Nicolas Wiese die Oder auf sinnlich-assoziative Weise wahrnehmbar: mit ihren Klangkompositionen in Verbindung mit freien Improvisationen des Ensembles und Kompositionen des polnischen Komponisten Wojtek Blecharz. „Uns geht es darum, Sinne und Verstand gleichermaßen anzusprechen, damit das Publikum die Oder als verbindendes Gewässer – also als Flussgemeinschaft und einzigartigen Lebensraum von Menschen, Tieren und Pflanzen – erfahren kann“, erklärt Claudia van Hasselt. Denn nur so könnten Gemeinschafts- und Verantwortungsgefühl entstehen, ist sie sich sicher.

© Angelina Tittmann/IGB

Dieses Verständnis von Gemeinschaft griff die IGB-Expertin Sonja Jähnig in ihren einführenden Erläuterungen auf. Sie erklärte, dass Flüsse hochdynamische Systeme sind, die ganz verschiedene Organismen beherbergen. Diese sind nicht nur auf faszinierende Weise an ihren jeweiligen Lebensraum angepasst, sondern stehen in wechselseitigen Beziehungen miteinander, die die Gemeinschaften unter Wasser entscheidend prägen. So zum Beispiel Bitterlinge und Süßwassermuscheln, die für ihre jeweilige Fortpflanzung eng aufeinander angewiesen sind. „In der Natur ist alles miteinander verbunden: Wird ein Lebensstadium gestört, kann das eine Population beeinflussen; verschwindet eine Art, kann das langfristige Folgen für das gesamte Ökosystem haben.“ Ob sich ein einmal geschädigtes Ökosystem wie die Oder wieder vollständig erholen kann, sei daher nur schwer vorherzusagen.

Die polnische Umweltethikerin Hanna Schudy bereicherte die anschließende Diskussion mit ihrer grenzüberschreitenden Perspektive und ordnete die verschiedenen politischen und zivilgesellschaftlichen Herausforderungen auf beiden Seiten des Flusses ein. Für viele im Publikum war die Performance ein Anstoß, ihre eigene Beziehung zur Oder zu reflektieren. Eine Besucherin kommentierte im Anschluss berührt: „Das war das Beste, was ich diese Woche gesehen habe!“

Nicht verpassen: Veranstaltungen im Dezember und Januar

Im wahrsten Sinne des Wortes grenzüberschreitend reist das ODER HIVE Programm am 14. Dezember 2024 im Kulturzug von Berlin nach Breslau. Mit an Bord sind FrauVonDa// und IGB-Experte Christian Wolter, der seit fast drei Jahrzehnten an der Oder forscht und ihre Fischgemeinschaften wie kaum ein anderer kennt.

Klanglandschaften, visuelle Poesie, wissenschaftliche Vorträge und offene Diskussionsrunden erwarten das Publikum auch bei der ODER HIVE Performance und Installation am 11. und 12. Januar 2025 in der Villa Elisabeth in Berlin. Neben neuen Elementen kommt hier auch das Vibrationsobjekt zum Einsatz, damit der Fluss und seine Geschöpfe Teil der eigenen Erfahrungswelt werden können.

Lesen Sie hier den kompletten Bericht des IGB zur Berlin Science Week.
 

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