Wie schnell wächst eine Algenblüte und wie breitet sie sich im Fluss aus? Um Massenblüten in ihrer raumzeitlichen Dynamik zu erfassen, sind Proben an einzelnen Messstationen nur bedingt geeignet. Sensoren von Erdbeobachtungssatelliten wie beispielsweise dem Europäischen Copernicus-Satelliten Sentinel-2 erfüllen diese Funktion besser, da sie farbgebende Pigmente wie Algenchlorophyll auch in der Fläche und grenzüberschreitend innerhalb eines Gewässernetzwerks erfassen.
Bereits unmittelbar nach der Katastrophe im Sommer 2022 haben Wissenschaftler*innen am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) daher mit der Unterstützung eines Geoinformationsunternehmens Satellitendaten von der Oder ausgewertet. Dadurch konnten sie nachvollziehen, wie und wo die Algenblüte herangewachsen ist und sich bewegt hat. In Teilprojekt 4 „Datensynthese, Monitoring- und Frühwarnsystem“ werden im Rahmen des ODER~SO-Projekts aktuelle Satellitendaten herangezogen, um Informationen über mögliche neue Entwicklungen von Algenblüten im Oberlauf der Oder zu erhalten und so schnellere Reaktionen im Unterlauf des Flusses zu ermöglichen.
Zum Monitoring von Chlorophyllkonzentrationen, die als Indikator für Algenblüten dienen, werden Sentinel-2c MSI Daten quasi in Echtzeit ausgewertet. Die Fernerkundungsdaten sollen mit anderen, unter anderem gewässerchemischen und hydrologischen Daten aus Feld und Labor zusammengeführt werden. Vierdimensional in Form eines sogenannten Data Cubes aufbereitet, sollen die Daten in eine öffentliche zugängliche Informationsplattform eingehen. Sie dient der Identifikation von kritischen Schwellenwerten für toxische Algenblüten in der Oder und als Grundlage für ein Frühwarnsystem auf Basis von grenzüberschreitenden Beobachtungsdaten.